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Bei der vaginalen Geburt werden leider immer noch die meisten Frauen in der letzten Phase der Geburt, der Austreibungsphase, zum so genannten „Valsalva-Pressmanöver“ angeleitet. Dabei handelt es sich um eine, nicht von der Natur vorgesehene, „Atemform“, damit das Kind möglichst schnell, leider aber gegen einen gespannten Beckenboden, den Geburtskanal passiert. Dabei kommt es dann häufig zu Geburtsverletzungen, wie Dammschnitten oder Dammrissen. Beim Pressen wird die Gebärende angeleitet, tief Luft zu holen, diese dann anzuhalten und mit Kraft das Kind nach außen zu pressen. Der meiste Pressdruck wird dabei aber in die Kopfregion abgeleitet und verursacht dort in manchen Fällen blutunterlaufene Augen, so genannte Petechien, die man der Frau dann im Wochenbett ansieht. Wesentlich weniger Druck kommt dabei zur Gebärmutter, um die Wehe bei der Austreibung zu unterstützen.
Komplikationsloserer Geburtsverlauf dank „Schieben“
Untersuchungen haben gezeigt, dass ein gleichmäßiges, kraftvolles Schieben mit geöffnetem Mund, bei dem man einen öffnenden Laut („aaaahh“) hört, wesentlich effektiver mithilft, das Kind zu gebären. Es geht ein bisschen langsamer, die Scheide und die Beckenbodenmuskulatur haben aber genügend Zeit, sich während des Schiebens zu dehnen. Schieben ist ein „Öffnen“ des Kehlkopfes und des Beckenbodens und ein Stabilisieren des Zwerchfells, welches den Druck nach unten abgibt und das Kind von der Gebärmutter über den Geburtskanal, die Scheide, bis zum Tor, dem Beckenboden, vorschiebt.
Meines Erachtens ist das Erlernen der Schiebetechnik in einer natürlichen Gebärposition, und dazu kann man die Rückenlage mit den weit abgespreizten Beinen nicht zählen, eine sehr wichtige Sache in jeder Geburtsvorbereitung. Schieben ist die natürliche Antwort der Gebärenden auf den immer heftiger werdenden Druck des kindlichen Kopfes nach unten. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass das Kind während des Schiebens, im Gegensatz zum Pressen, wesentlich besser mit Sauerstoff versorgt wird.
Wenn man etwas (in dem Fall das Kind) von A (Gebärmutter) nach B (außerhalb des Körpers) bringen muss, dann entspricht das wohl eher einem „Schieben“, bei dem der Druck ganz klar eine Richtung bekommt. Beim „Pressen“ (wie etwa dem Auspressen einer Orange) kommt der Druck von allen Seiten gleichzeitig. Das entspricht aber nicht dem Wesen der Geburt, bei der die Gebärmutter oben beginnt, sich zusammenzuziehen und dann wie eine Welle die Kontraktion nach unten laufen lässt.